Wie schnell und wie viele neue Top-Level-Domains?
ICANN diskutiert derzeit, wie schnell und wie viele neue Top-Level-Domains zugelassen werden können. Dazu gibt es zwei Studien, die ich kommentieren möchte.
Summary of the Impact of Root Zone Scaling
Dieser Report beschränkt sich auf die technischen Fragen bei der Erweiterung der Root-Zone.
Zuerst einmal gibt es die neuen Techniken IPv6 und DNSSEC, die einige zusätzliche Records in die Zone injezieren. Dadurch wächst die Root Zone um einen konstanten Faktor.
Genau wie der Report sehe ich keine technischen Probleme für diese neuen Techniken. In den letzten Jahren wurde wurde eine beachtenswerte Arbeit geleistet, IPv6 zu einem stabilen Betrieb zu verhelfen. Noch mehr Arbeit steckt in der DNSSEC Migration, die sehr ermutigende Ergebnisse vorweisen kann.
Der Knackpunkt ist aber die Erweiterung des Namensraumes selbst. Technisch gesehen bestehen praktisch keine Schranken. Ich erwarte aber erhebliche Schwierigkeit bei der täglichen Fehlersuche, wenn der Namensraum kräftig erweitert wird. Ein Großteil der jetzigen "nxdomain" Antworten an fehlkonfigurierte lokale Systeme wird dann für Kopfzerbrechen sorgen. Deswegen ist eine langsame Einführung neuer Namen wichtig.
Leider behandelt die "Delegation Rate Study" (siehe unten) nicht die organistorischen und aministrativen Schwierigkeiten beim Bewertungsprozeß. Es ist nicht nachvollziehbar, wieviele Ressourcen ein einzelnes Anmeldeverfahren binden wird und ob diese Ressourcen von externen Unternehmen eingekauft werden müssen.
Um die Antragsteller vor unvorhersehbaren Engpässen zu schützen, ist ein klare und transparente Prozeßüberwachung insbesondere ein stringentes Reporting ist notwendig. Transparenz und Nachvollziehbarkeit sind der wesentliche Voraussetzung für ein erfolgreiche Einführung von neuen Top-Level-Domains.
Darüberhinaus ist die Interaktion zwischen ICANN, IANA, NTIA, DOC und Verisign nicht klar erklärt.
Aktuell ist ein deutlicher Fortschritt bei der Transparenz notwendig. Es wäre hilfreich, Veröffentlichungspflichten zu definieren und eine gute Übersichtseite für alle aktiven Anträge bereitzustellen.
Delegation Rate Scenarios for New gTLDs
Ich erwarte erhebliche Probleme bei der täglichen Fehlersuche durch die Erweiterung des Namensraumes. Ein Großteil der jetzigen "nxdomain" Antworten an fehlkonfigurierte lokale Systeme wird dann für Kopfzerbrechen sorgen. Deswegen ist eine langsame Einführung neuer Namen wichtig. Insbesondere widerspreche ich der Masseneintragung neuer Namen in die Root-Zone.
Alle Evaluierungen müssen innerhalb der ICANN ablaufen, das Outsources der Prüfungen an exteren Unternehmen gehört verboten. Deshalb ist die vorgeschlagene Antragsmenge von 500 bis 1000 Anträgen pro Jahr deutlich zu hoch. Die obere Grenze dessen, was innerhalb ICANNs zu leisten ist, liegt bei der Anzahl der Policyänderungsvorschläge, die ICANN aktuell handhabt. Diese liegt schon jetzt an der Belastungsgrenze der beteiligten Personen. Anderenfalls besteht für viele Anträge das Risiko ungeprüft durchgewunken zu werden. Da neue Top-Level-Domains für lange Zeit im Namesraum des Internets verbleiben, sollten derartige Fälle minimiert werden.